Sonntag, Juli 30, 2006

One Night in Berlin Teil 1

Gestern waren Henry, Oli, Niels, Thomas, Heinzchen, Litti, Buddi und meine Wenigkeit abends in Berlin - Friedrichshain unterwegs. Endlich seit langen mal ein Abend mit Biertrinken, durch die Strassen ziehen und Döner essen. Mit nur einer winzigen Veränderung: Ich habe jetzt eine Digitalkamera und somit wird aufgezeichnet, was die Speicherkarte hergibt. Für Außenstehende sind die folgenden Filme wohl eher langweilig, für Insider sicher ein Vergnügen...(Und ignoriert bitte meine penetrante Lache)






Karniggel in Mitte


Hier mal meine Beweisphotos zum Thema "Kaninchen vorm Palast der Republik"

Sonntag, Juli 16, 2006

In das Herz der Finsternis


Nach Jahren des ständigen Darüberredens habe ich es nun endlich mal geschafft und mich mit Sonja auf große Paddel-Tour begeben. Erst stand die Mecklenburger Seenplatte als Ziel im Mittelpunkt, bis meine Mutter erwähnte, das es möglich ist von Neubrandenburg die Tollense hochzufahren um dann in Demmin in die Peene zu gelangen und von dort weiter über Anklam ins Meer zu gelangen. Das reizte mich doch wesentlich mehr, zum einen da ich in den vielen Jahren, die ich in NB und im Landkreis Demmin verbracht habe, diesen nie von der Flußseite kennengelernt habe, zum anderen weil die Tollense als Wasserwanderweg praktisch unentdeckt ist und vor allem die Peene als "Amazonas des Nordens" ein einmaliges Naturerlebnis versprach. In NB findet sich ein günstiger Kanu- und Kajakverleih, bei dem wir uns ein Zweier-Kajak ausliehen (Woche 90 €) und dort gleich in die Tollense einsetzten.

Die Tollense beginnt mit einer urwüchsigen Umgebung, bei der sich mitten im Dschungel wähnt. Ein enger Schilfgürtel säumt die Ufer, Seerosenfelder bedecken das Wasser, unzählige Libellen schwirren durch die Luft. Bis Altentreptow mäandert der Fluß leicht dahin, die Strömung ist kaum spürbar, bald geht es durch Felder und Wiesen. Von der Zivilisation scheint man meilenweit entfernt zu sein.

Bei Neddemin fließt von der Tollense der Randkanal ab. Leichter befahrbarer als die Tollense jedoch nicht so reizvoll wie die Tollense fließt der Kanal direkt auf Altentreptow zu. Da es bereits Abend wurde, entschieden wir uns, den Randkanal zu befahren um Zeit zu sparen.



In Altentreptow muss das Boot zum ersten Mal eine größere Strecke über die Straße übergesetzt werden. Hat man das geschafft, geht es Richtung Klempenow weiter. Man passiert das Wieseneck, eine Pension mit angeschlossenem Biwakplatz. Allerdings sind die Wiesen in dieser Gegend extrem feucht, das Resultat sind eine Unmenge an Mücken und Gewitterkäfern. Ein Stück weiter beruhigt sich die Lage wieder und man kann direkt am Fluß entspannt frühstücken.

Nun zieht der Fluß in starken schlängelndem Verlauf seine Bahn durch das Tollensetal entlang an Wiesen und Weiden bis Klempenow. Der dichte Uferbewuchs geht zurück und macht den Blick frei auf die umliegenden Anhöhen. Bald erreicht man Klempenow, nach einem weiteren Umsetzen kann man im Burgkaffee oder in der örtlichen Pinte (Ausflugsgaststätte) ein kühles Alster trinken. In Klempenow kann man bei der örtlichen Knauverleihstation ebenfalls eine Nacht zelten.

Da wir jedoch früh am Tag dort ankamen, entschlossen wir uns weiter zu fahren. Die Tollense fließt nun ziemlich geradlinig weiter, der wahrscheinlich langweiligste Teil der Strecke.

Gegen Abend erreichten wir Vanselow, ein kleines Dorf mit einem netten Schloss und einem idylischen Platz zum Kampieren direkt am Fluß.


Der nächste Tag brachte uns zurück auf den Fluß, der ab dort wieder landschaftlich reizvoller wurde. Kurz vor Demmin kommt noch einmal das Dschungel-Gefühl zurück, vor allem wenn man den Kiel eines alten Schiffes aus dem Fluß ragen sieht, wähnt man sich doch in anderem Teil der Welt und nicht mitten in Meck-Pom.

In Demmin fließt die Tollense in die Peene, die von der Breite doch eher den Eindruck eines breiten Stroms gegenüber dem recht schmalen Bett der Tollense macht. Sobald man Demmin hinter sich gelassen hat, ist man wieder allein mit der Natur. Ab und zu passieren einen nun Motorboote, jedoch ist das eher die seltene Ausnahme. Ein dichter Schilfgürtel säumt die Ufer, manchmal öffnet sich ein Torfstich und gibt den Blick frei auf riesige Seerosenfelder. Die Gelegenheiten zum Anlegen werden rar und so sind wir froh, als wir am Ende des Tages auf eine Badestelle an einer Flußbiegung bei Zeitlow kurz vor Loitz zusteuern. Idylisch gelegen, schauen ab und zu Hundebesitzer, späte Badegäste und Angler vorbei, während wir das Zelt aufbauen und das Abendessen zubereiten. Ein traumhafter Sonnenuntergang vor malerischer Kulisse beschließt diesen Tag.




Teil Zwei der Reiseberichterstattung demnächst hier...

Montag, Juli 03, 2006

Was vom Tage übrig blieb

Heute morgen um 6:00 Uhr auf dem Weg zur Arbeit durchgequerte ich wie in letzter Zeit des öfteren, seitdem ich mit dem Fahrrad fahre, den kleinen Park direkt am Nicolaiviertel, direkt gegenüber des Palastes der Republik. Im Zentrum steht ein Denkmal mit den Figuren von Marx und Engels, glaube ich zumindest. Bereits mehrmals kam mir dort eine alte Asiatin entgegen, die gerade ihren Workout machte, obwohl Tai-Chi wahrscheinlich besser passen würde. Auch sind mir schon des Öfteren verschiedene Gestalten aufgefallen, die auf dem Rasen offensichtlich ihren Rausch ausschliefen, so wie vor kurzem der junge Mann, der auf dem Bürgersteig der Schönhauser lag und schlief. Heute morgen jedoch schien ein Tourist einfach kein Zimmer für die Nacht bekommen zu haben, denn statt der sonst obligatorischen Plastiktüten parkte ein schwarzes Case neben der schlafenden Gestalt, welches sonst nur Leute besitzen, die sich mit ihren kosmopolitischen Freunden auf den Flughäfen dieser Welt treffen. Als ich vorbeifuhr, sah ich noch etwas kleines auf dem Rasen sitzen. Erst hielt ich es für eine Taube, doch durch einen zweiten Blick zeigte sich, das es ein kleines Kaninchen war, das dort ganz still in der Morgensonne im Gras hockte. Vielleicht das Haustier der alten Asiatin, dachte ich mir und fuhr der Arbeit entgegen.
In der Berliner Morgenpost vom Sonntag las ich einen Artikel über das Ende von Beziehungen. Der Untertitel lautete "Nägelkauen, Schmatzen, im Ohr pulen und schlürfen - meistens sind es die kleinen Dinge, die eine Beziehung killen". Das wiederum erinnerte mich an alten Bush-Song, in dem es im Refrain hieß "the little things that kill". Am besten gefiel mir folgender Passus:

"Diese Dinge sind deshalb so enorm zerstörerisch, weil sie das fragile Gleichgewicht der Intimität zerstören. Jede Liebesbeziehung ist ja eine ungeheure Preisgabe von Distanz: Sex ist schließlich eine unglaubliches Sammelsurium von absolut lächerlichen Tätigkeiten, die man mit den meisten anderen Menschen als ekelerregende Zumutungen empfinden würde. Und erst recht bringt das Zusammenleben einen gewaltigen Verzicht auf Intimsphäre mit sich. Die kleinen unappetitlichen Verstöße empfinden wir deshalb als unverzeihlich, weil das Rückzugsgebiet, in dem wir nicht von der Körperlichkeit des anderen behelligt werden, ohnehin schon so klein ist."

Nach der Arbeit hatte ich den ersten Termin für die Physiotherapie, um mein Knie wieder aufzubauen. Eine nette 24jährige Physiotherapeutin namens Caroline erzählte mir von ihrer Triathlontraining, ihrem Urlaub, ihr baldiges Medizinstudium und das sie sich Anfang des Jahres von ihrem Freund getrennt hat, mit dem sie fünf Jahre zusammen war. Natürlich hatte sie die Beziehung beendet, weil sie sich totgelaufen hatte und sich das bereits lange ankündigte. Ihr Freund fiel jedoch aus allen Wolken. Das erinnerte mich irgendwie an meine eigenen Erfahrungen und ich betonte, das ich das Erstaunen ihres Ex-Freundes sehr wohl nachvollziehen könne. Daraufhin schloss sie mir elektrische Leiter an mein Knie, drehte den Saft auf, bis es fröhlich vor sich hinzuckte und meinte zu mir, das ich in zwanzig Minuten den schwarzen Knopf drücken und dann gehen könnte.
Um 20:00 Uhr kam Lena vorbei, um ihre Sachen zu holen und meine zu bringen, die sich noch in ihrem Besitz befanden. Als sie vor mir stand, war ich hin- und hergerissen zwischen mit ihr reden wollen oder sie am liebsten gleich wieder vor die Tür setzen. Nach längerem Überlegen entschied ich mich für Ersteres. Je länger ich jedoch mit ihr sprach, desto stärker merkte ich, das ich einfach nicht mehr so mit ihr reden konnte, wie ich es früher tat. Die ganzen kleinen Details, die sie mir aus ihrem Leben berichtete, waren nicht mehr Teil meines Lebens. Auch konnte ich weder lächeln noch Scherze machen, mein Gesicht war wie eine Maske erstarrt. Als sie ging, wollte ein kleiner Teil sie zurückhalten und ihre Anwesenheit genießen, der größte Teil jedoch atmete auf, als sie durch die Tür trat und mich nicht mehr mit ihrer Körperlichkeit behelligte.