Ich gehe nun schon jahrelang auf Konzerte, habe viele einmalige Dinge gesehen und interessante Menschen kennengelernt. Immer galt bei mir das Prinzip, das ich mich für die Musik begeistere, mit dem Musiker an sich aber kaum Überschneidungen habe - will sagen, nur weil ich viel über die Band oder den Musiker gelesen habe und glaube ihn zu kennen, bin ich noch lange nicht sein Kumpel...
Gestern gerieten meine Prinzipien angesichts dieser geballt versammelten Musikhistorie ins Wanken - Chuck Ragan, Ex-Sänger von Hot Water Music, spielte als Vorprogramm vor Muff Potter plus The Lost Patrol Band, dessen Sänger Dennis Lyxzén ist, seines Zeichens Ex-Sänger von Refused. Zwei der für mein musikalisches Verständnis einflußreichsten Bands der letzten 15 Jahre waren also durch ihre ehemaligen Sänger vertreten. Dazu kam noch das Muff Potter ein Split mit Chuck aufgenommen hatte und es sich nicht nehmen ließ, dies in der Person des Frontsängers Nagel zusammen mit Chuck zu spielen. Es war einfach großartig diese Urgesteine meiner Musikgeschichte auf der Bühne und eben auch am Merchandisestand zu treffen. Und das war eigentlich das Großartigste daran - die Musiker verschwanden nach ihrer Show nicht in der Versenkung des Backstageraums sondern standen im Publikum und unterhielten sich mit den Fans oder untereinander. Großartig, hätte ich irgendwelche sinnvollen Fragen gehabt, hätte ich sie stellen können! Alleine diese Option zu gehabt zu haben, wirft mich immer noch regelrecht aus der Bahn. Als ich dann auch einmal das Klo besuchte, um den Druck des stetigen Bierverbrauchs abzubauen, schob ich mich auf dem Rückweg an einem breitschultrigen Typen vorbei. Ein Blick über die Schulter, da erkannte ich Chuck im Gespräch mit Dennis - ich hätte mich fast auf der Stelle laut rufend "Ich bin unwürdig, ich bin unwürdig!" auf die Knie werfen können.
Dies ist natürlich jetzt alles etwas überzogen dargestellt und soll eigentlich auch nur die besondere Energie im Publikum verdeutlichen, die diesem Abend im Lido innewohnte und sich auch auf die drei Bands des Abends übertrug. Chuck präsentierte sich in Bestform und gerade zum Schluß als er "God Deciding" anstimmte, einen alter Hot Water Music - Song, oder als Nagel auf die Bühne kam, um mit ihm den Abschlußsong zu spielen und man die Bewunderung in den Augen von Nagel sah, lag sich das Publikum bereits kollektiv in den Armen. The Lost Patrol Band spielte entspannt rockenden Punk und Dennis Lyxzén wirkte einfach nur locker und relaxt, früher undenkbar. Die Band schaffte es mit ihren an die Ramones erinnernden Punkrock das Publikum ordentlich in Bewegung zu versetzen. Muff Potter hatten dann mit einer derart aufgeheizten Menge leichtes Spiel - ihr letztes großartiges Album kam noch als Bonus dazu. Mir ist wieder einmal klar geworden, was für ein großer Vorteil für die Stimmung es ist, wenn eigentlich fast alle Stücke und Texte kennt und man alles mitgrölen kann. Dieser Abend lässt sich eigentlich mit einem Wort zusammenfassen: Großartig!!!
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1 Kommentar:
dem kann ich nur zu stimmen. Wir kamen, sahen und waren begeistert.
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