
Nach Jahren des ständigen Darüberredens habe ich es nun endlich mal geschafft und mich mit Sonja auf große Paddel-Tour begeben. Erst stand die Mecklenburger Seenplatte als Ziel im Mittelpunkt, bis meine Mutter erwähnte, das es möglich ist von Neubrandenburg die
Tollense hochzufahren um dann in Demmin in die Peene zu gelangen und von dort weiter über Anklam ins Meer zu gelangen. Das reizte mich doch wesentlich mehr, zum einen da ich in den vielen Jahren, die ich in NB und im Landkreis Demmin verbracht habe, diesen nie von der Flußseite kennengelernt habe, zum anderen weil die Tollense als Wasserwanderweg praktisch unentdeckt ist und vor allem die Peene als
"Amazonas des Nordens" ein einmaliges Naturerlebnis versprach. In NB findet sich ein günstiger
Kanu- und Kajakverleih, bei dem wir uns ein Zweier-Kajak ausliehen (Woche 90 €) und dort gleich in die Tollense einsetzten.

Die Tollense beginnt mit einer urwüchsigen Umgebung, bei der sich mitten im Dschungel wähnt. Ein enger Schilfgürtel säumt die Ufer, Seerosenfelder bedecken das Wasser, unzählige Libellen schwirren durch die Luft. Bis Altentreptow mäandert der Fluß leicht dahin, die Strömung ist kaum spürbar, bald geht es durch Felder und Wiesen. Von der Zivilisation scheint man meilenweit entfernt zu sein.

Bei Neddemin fließt von der Tollense der Randkanal ab. Leichter befahrbarer als die Tollense jedoch nicht so reizvoll wie die Tollense fließt der Kanal direkt auf Altentreptow zu. Da es bereits Abend wurde, entschieden wir uns, den Randkanal zu befahren um Zeit zu sparen.



In Altentreptow muss das Boot zum ersten Mal eine größere Strecke über die Straße übergesetzt werden. Hat man das geschafft, geht es Richtung Klempenow weiter. Man passiert das Wieseneck, eine Pension mit angeschlossenem Biwakplatz. Allerdings sind die Wiesen in dieser Gegend extrem feucht, das Resultat sind eine Unmenge an Mücken und Gewitterkäfern. Ein Stück weiter beruhigt sich die Lage wieder und man kann direkt am Fluß entspannt frühstücken.

Nun zieht der Fluß in starken schlängelndem Verlauf seine Bahn durch das Tollensetal entlang an Wiesen und Weiden bis Klempenow. Der dichte Uferbewuchs geht zurück und macht den Blick frei auf die umliegenden Anhöhen. Bald erreicht man Klempenow, nach einem weiteren Umsetzen kann man im Burgkaffee oder in der örtlichen Pinte (Ausflugsgaststätte) ein kühles Alster trinken. In Klempenow kann man bei der örtlichen Knauverleihstation ebenfalls eine Nacht zelten.

Da wir jedoch früh am Tag dort ankamen, entschlossen wir uns weiter zu fahren. Die Tollense fließt nun ziemlich geradlinig weiter, der wahrscheinlich langweiligste Teil der Strecke.

Gegen Abend erreichten wir Vanselow, ein kleines Dorf mit einem netten Schloss und einem idylischen Platz zum Kampieren direkt am Fluß.


Der nächste Tag brachte uns zurück auf den Fluß, der ab dort wieder landschaftlich reizvoller wurde. Kurz vor Demmin kommt noch einmal das Dschungel-Gefühl zurück, vor allem wenn man den Kiel eines alten Schiffes aus dem Fluß ragen sieht, wähnt man sich doch in anderem Teil der Welt und nicht mitten in Meck-Pom.

In Demmin fließt die Tollense in die Peene, die von der Breite doch eher den Eindruck eines breiten Stroms gegenüber dem recht schmalen Bett der Tollense macht. Sobald man Demmin hinter sich gelassen hat, ist man wieder allein mit der Natur. Ab und zu passieren einen nun Motorboote, jedoch ist das eher die seltene Ausnahme. Ein dichter Schilfgürtel säumt die Ufer, manchmal öffnet sich ein Torfstich und gibt den Blick frei auf riesige Seerosenfelder. Die Gelegenheiten zum Anlegen werden rar und so sind wir froh, als wir am Ende des Tages auf eine Badestelle an einer Flußbiegung bei Zeitlow kurz vor Loitz zusteuern. Idylisch gelegen, schauen ab und zu Hundebesitzer, späte Badegäste und Angler vorbei, während wir das Zelt aufbauen und das Abendessen zubereiten. Ein traumhafter Sonnenuntergang vor malerischer Kulisse beschließt diesen Tag.



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